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January 21, 2024

Sustainable Finance und ESG im Asset Management

Autor:
Bavest
ESG

Im Zeitalter der nachhaltigen Entwicklung ist die Integration von ESG-Prinzipien und nachhaltigen Finanzstrategien im Asset Management nicht mehr nur eine Option, sondern eine strategische Notwendigkeit. Auch wenn einige Asset Manager oder Akteure denken, dass das Thema teilweise zu oft vorkommt oder ein Marketing-Thema ist, zeigen Daten, dass Asset Manager mit starkem ESG Fokus auch Asset Owner und Ihre Kunden überzeugen können und damit ihr AUM deutlich steigern konnten. Bloomberg Intelligence geht sogar davon aus, dass sich ESG-Vermögenswerte bis 2025 bis auf 53 Billionen $ steigern könnten, ein Drittel der globalen AUM.

ESG-Vermögenswerte bis 2025: Steigerung auf 53 Billionen $

Diese Transformation des Finanzsektors markiert einen Wendepunkt, der über die Maximierung finanzieller Renditen hinausgeht und die Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft in den Mittelpunkt stellt.

Durch die Unterzeichnung des Pariser Klimaschutzabkommens im Jahr 2015 hat sich die Europäische Union dazu verpflichtet, umfassende Klima- und Energieziele zu erreichen. In diesem Zusammenhang spielen die Finanzmärkte eine entscheidende Rolle, da sie als Kapitalgeber das Investitionsprogramm der EU unterstützen sollen. Um diese Ziele umzusetzen, hat die EU Nachhaltigkeitsziele für Finanzdienstleister festgelegt und einen Aktionsplan verabschiedet, der die konkrete Umsetzung dieser Ziele regelt. Der EU-Aktionsplan besteht aus zehn Initiativen, die alle darauf abzielen:

  1. Die Umleitung von Kapitalströmen hin zu nachhaltigen Investitionen.
  2. Die angemessene Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken im Risikomanagement.
  3. Die Förderung von Transparenz zur verbesserten Bewertung langfristiger Wertschöpfung.

Der Aufstieg von Sustainable Finance

Die Transformation hin zu nachhaltigen Finanzpraktiken ist kein vorübergehender Trend, sondern eine tiefgreifende Veränderung der Werte im Finanzsektor. Institutionelle Investoren erkennen, dass nachhaltiges Handeln nicht nur ein ethischer Imperativ ist, sondern auch langfristig stabile und wettbewerbsfähige Portfolios ermöglicht. Zum Beispiel haben Unternehmen, die in erneuerbare Energien investieren, nicht nur positive Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch langfristig stabile Renditen erzielt.

SFDR Regulatorik

Die SFDR schreibt den Unternehmen vor, offenzulegen, wie sie Nachhaltigkeitsrisiken in ihren Anlageentscheidungsprozess integrieren, welche negativen Auswirkungen ihre Anlageentscheidungen auf die Nachhaltigkeit haben und ob sie die wichtigsten negativen Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit berücksichtigen. Darüber hinaus werden spezifische Offenlegungspflichten für Finanzprodukte festgelegt, die ökologische oder soziale Merkmale fördern oder nachhaltige Anlageziele verfolgen.

Die Verordnung gliedert sich in drei Hauptbereiche oder Ebenen:

  1. Level 1: Darin werden der Rahmen und die übergreifenden Anforderungen für die Offenlegung festgelegt und die wichtigsten Konzepte im Zusammenhang mit der Offenlegung von Nachhaltigkeitsdaten definiert.
  2. Level 2: Bietet detailliertere technische Regulierungsstandards (RTS) zu spezifischen Offenlegungsanforderungen, Methodik und Anpassung an internationale Standards.
  3. Level 3: Dieser Teil beinhaltet die konkrete Umsetzung der regulatorischen Vorgaben. Es legt die spezifischen Anforderungen und Kriterien fest, die Finanzunternehmen erfüllen müssen, um die Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen in ihre Anlagestrategien und Produkte zu integrieren. Dabei werden detaillierte Anforderungen an die Offenlegung von Umwelt-, sozialen und governancebezogenen Aspekten definiert.

Hier können Sie zu SFDR und der EU Taxonomie lesen: https://www.bavest.co/de/knowledge-hub/sfdr-and-eu-taxonomy 

ESG-Kriterien als zentrales Bewertungsinstrument
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Die verstärkte Berücksichtigung von ESG-Kriterien als grundlegendes Bewertungsinstrument reflektiert die Erkenntnis, dass finanzielle Performance und soziale Verantwortung miteinander verknüpft sind. Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren werden nicht mehr isoliert betrachtet, sondern als entscheidende Elemente, die die Risiken und Chancen von Anlagen maßgeblich beeinflussen. Beispielsweise kann eine effiziente Governance-Struktur langfristig zur Stabilität eines Unternehmens beitragen. Nachhaltigkeit umfasst drei grundlegende Säulen: wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte. Sie umfasst die Förderung einer Wirtschaft, die nicht nur funktioniert, sondern sich auch regeneriert, und setzt sich für ein gerechtes Wachstum und einen bewussten Umgang mit den Ressourcen ein. In ökologischer Hinsicht geht es darum, die Natur zu erhalten und gleichzeitig ihre Ressourcen verantwortungsvoll zu nutzen. In sozialer Hinsicht zielt sie auf die Zufriedenheit der Gemeinschaft ab und fördert eine ausgewogene und integrative Entwicklung, die die Bedürfnisse der Menschen erfüllt, ohne das Wohlergehen künftiger Generationen zu gefährden. 

Integration von ESG in Anlagestrategien

Die Integration von ESG-Kriterien in Anlagestrategien erfordert einen holistischen Ansatz. Eine systematische Auswahl nachhaltiger Anlagen, wie beispielsweise grüne Anleihen, und die Integration von ESG-Risiken in die Portfolioallokation sind nicht nur ethisch motiviert, sondern stärken auch die Widerstandsfähigkeit von Portfolios gegenüber unvorhersehbaren Marktentwicklungen. Diese präventive Maßnahme kann dazu beitragen, langfristige finanzielle Stabilität zu gewährleisten.

Hier haben sich mittlerweile vier unterschiedliche Anlagekonzepte etabliert:

  1. ESG-Auswahl: In dieser Kategorie der Selektion werden Firmen aus bestimmten Industriezweigen ausgeschlossen, die als sozial oder ökologisch problematisch gelten. Dies umfasst beispielsweise Mineralöl-, Rüstungs- oder Glücksspielkonzerne. Gelegentlich erfolgt auch der pauschale Ausschluss von Unternehmen, die international anerkannte Standards nicht erfüllen, wie etwa mangelnde Maßnahmen gegen Kinderarbeit.
  2. ESG-Integration: Im Rahmen von ESG-Integration werden spezifische ESG-Faktoren in alle Investmententscheidungen einbezogen, und das über sämtliche Anlageklassen hinweg. Das bedeutet, dass Unternehmen, die in Branchenvergleichen ein definiertes Mindestmaß an ESG-Engagement nicht aufweisen können, automatisch ausgeschlossen werden.
  3. Nachhaltige und Verantwortungsbewusste Investitionen (SRI): Bei SRI werden Unternehmen ausgewählt, die besonders hohe ESG-Standards setzen. Dabei wird nicht finanziellen Informationen der gleiche Stellenwert wie finanziellen beigemessen. Es gibt verschiedene Ansätze für SRI-Investitionen, beispielsweise die Bildung von Fonds, die Unternehmen einschließen, die herausragendes SDG-Engagement nachweisen oder sich besonders stark für soziale Projekte engagieren.
  4. Impact Investing: Ziel des sogenannten Impact Investings sind Unternehmen, deren Geschäftsmodell primär darauf abzielt, einen positiven sozialen oder ökologischen Beitrag zu leisten. Hierbei werden Unternehmen im Bereich nachhaltiger Landwirtschaft oder der Erzeugung erneuerbarer Energien unterstützt.

Herausforderungen bei der Umsetzung

Die Umsetzung von nachhaltigen Investments und des ESG-Ansatzes begegnet einer Reihe von Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf Small- und Mid-Cap-Unternehmen. Hier sind einige der zentralen Schwierigkeiten:

  1. Mangel an hochwertigen Daten: Insbesondere bei Small- und Mid-Cap-Unternehmen gibt es oft einen Mangel an hochwertigen ESG-Daten. Diese Unternehmen verfügen möglicherweise nicht über die Ressourcen oder die Anreize, umfassende ESG-Berichte zu erstellen. Dies erschwert es Investoren, eine genaue Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung dieser Unternehmen vorzunehmen.
  2. Fragmentierung von Standards: Es gibt eine Vielzahl von ESG-Standards und -Richtlinien, was zu einer Fragmentierung führt. Investoren stehen vor der Herausforderung, verschiedene Datensätze zu vergleichen und zu interpretieren, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Eine Harmonisierung von ESG-Standards könnte die Vergleichbarkeit und Transparenz verbessern.
  3. Komplexität von ESG-Faktoren: ESG-Faktoren sind oft komplex und können unterschiedlich interpretiert werden. Die Integration dieser Faktoren in Anlageentscheidungen erfordert spezialisierte Kenntnisse und Analysemethoden. Es kann eine Herausforderung sein, ein einheitliches Verständnis davon zu entwickeln, wie bestimmte ESG-Kriterien bewertet werden sollten.
  4. Risikobewertung und Unsicherheit: Das Risikoprofil von ESG-Faktoren ist dynamisch und kann schwer vorhersehbar sein. Investoren stehen vor der Herausforderung, die langfristigen Auswirkungen von ESG-Risiken auf ihre Portfolios zu bewerten. Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung von Umwelt- und sozialen Faktoren kann die Risikoeinschätzung erschweren.

Vor allem sind fehlende ESG-Daten für Small- und Mid-Caps aktuell ein Problem, dem wir uns bei Bavest gewidmet haben. Mithilfe von KI und auch unserer ESG Analysten sind wir in der Lage, automatisiert und verlässlich ESG Daten für Small- und Mid-Caps zu sammeln. Mehr zu unseren ESG-Daten finden Sie hier: https://www.bavest.co/de/solutions/esg-climate-solutions 

Chancen für Investoren und die Branche

Nachhaltiges Investieren und der ESG-Ansatz bieten sowohl für Investoren als auch für die gesamte Finanzbranche eine Vielzahl von Chancen. Hier sind einige der wesentlichen Möglichkeiten:

  1. Langfristige Stabilität und Rendite: Nachhaltige Investments haben das Potenzial, langfristige Stabilität und Renditen zu generieren. Unternehmen, die sich auf nachhaltige Praktiken konzentrieren, neigen dazu, besser auf ökologische und soziale Herausforderungen vorbereitet zu sein, was langfristig zu einer stabilen finanziellen Performance führen kann.
  2. Risikomanagement und Widerstandsfähigkeit: Die Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) in Anlageentscheidungen verbessert das Risikomanagement. Investoren, die ESG-Faktoren integrieren, sind besser positioniert, um auf kritische Risiken, wie Umweltauswirkungen oder soziale Unruhen, vorbereitet zu sein. Dies trägt zur Widerstandsfähigkeit der Portfolios bei.
  3. Erfüllung von Anlegererwartungen: Immer mehr Anleger suchen nach Investitionsmöglichkeiten, die ihren ethischen und nachhaltigen Prinzipien entsprechen. Durch die Integration von ESG-Kriterien können Finanzinstitute und Investoren die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Investitionen erfüllen und gleichzeitig das Vertrauen der Anleger gewinnen.
  4. Zugang zu innovativen Märkten: Nachhaltige Investitionen eröffnen Zugang zu innovativen Märkten und neuen Geschäftsmöglichkeiten. Sektoren wie erneuerbare Energien, umweltfreundliche Technologien und sozial verantwortliche Unternehmen bieten nicht nur eine nachhaltige Perspektive, sondern auch Potenzial für Wachstum und Innovation.
  5. Markenwert und Unternehmensimage: Finanzunternehmen, die sich aktiv für nachhaltige Investitionen einsetzen, können ihren Markenwert und ihr Unternehmensimage stärken. Dies kann zu einer differenzierten Positionierung in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Marktumfeld führen und das Vertrauen der Kunden fördern.
  6. Compliance und regulatorische Vorteile: Mit dem wachsenden Fokus auf nachhaltige Finanzpraktiken und ESG-Kriterien können Investoren und Finanzunternehmen regulatorische Vorteile erzielen. Die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards und -richtlinien kann nicht nur rechtliche Anforderungen erfüllen, sondern auch das Risiko regulatorischer Sanktionen minimieren.
  7. Rolle als Vorreiter in der Branche: Investoren, die sich als Vorreiter im Bereich nachhaltiges Investieren positionieren, können eine Führungsrolle in der Branche übernehmen. Dies ermöglicht nicht nur eine positive Wirkung auf die Gesellschaft, sondern kann auch langfristig strategische Vorteile und Geschäftschancen schaffen.

Fazit

Der Einfluss von Sustainable Finance und ESG im Asset Management ist tiefgreifend und eröffnet eine vielversprechende Perspektive für eine nachhaltige Zukunft. Vermögensverwalter haben die einzigartige Gelegenheit, nicht nur finanzielle Gewinne zu maximieren, sondern auch einen messbaren Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt zu leisten. Eine kollektive Anstrengung der Branche, unterstützt durch klare Regulierungen und engagierte Investoren, kann den Wandel beschleunigen und eine nachhaltige Finanzlandschaft gestalten, die sowohl ethisch als auch wirtschaftlich verantwortungsbewusst ist.

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